Einmal vom Plateau über die Klimax zum Zenit und zurück.
Der Duden definiert
- das Plateau als „Hochebene“ und „obere ebene Fläche eines Berges“
- die Klimax als „Übergang vom schwächeren zum stärkeren Ausdruck, vom weniger Wichtigen zum Wichtigeren“
- den Zenit als „Scheitelpunkt“ und als „[Zeit]punkt der höchsten Entfaltung, Wirkung; Höhepunkt“
Wenn wir ein Hochgefühl in Worte kleiden wollen, haben wir mannigfaltige Möglichkeiten. Was wir sagen, was wir meinen und was unser Gegenüber versteht, kann dabei auf unterschiedlichen Blättern stehen. Während der eine beim Zenit vor allem den höchsten Punkt im Blick hat und den Begriff positiv verwendet, sieht der andere vielleicht eher den unvermeidlichen Abfall danach, weswegen dieses Wort für ihn eher negativ schwingt.
Ein schmaler Grat
Naturgemäß sind wir immer auf der Suche nach der Steigerung unseres Vergnügens, nach dem nächsten Höhepunkt. Wir erklimmen ein Plateau, schlagen dort unsere neue Basis auf und wollen, der Klimax folgend, immer noch höher hinaus. Dabei ist dieser Weg aufwärts keine Einbahnstraße. Dass wir am höchsten Punkt, dem Zenit, angelangt sind, wissen wir erst, wenn es wieder abwärts geht.
Bleiben wir gedanklich beim Zenit, begeben uns aber metaphorisch von den Bergen ans Meer. Die Welle der Entzückung hinterlässt nach ihrer Brandung einen Sog, der uns womöglich den Boden unter unseren Füßen raubt und umwirft.
Wenn wir uns in Gedanken auf diesen Sog vorbereiten und nicht von der Welle mittragen lassen, können wir uns wappnen und womöglich unseren festen Stand behaupten. Allerdings können wir dann das schöne Hochgefühl der Welle nicht genießen. Chance und Risiko gehen Hand in Hand. Wir können die Chance auf einen Höhenflug nur dann wahrnehmen, wenn wir den Boden unter unseren Füßen verlieren und damit auch das Risiko (nicht die Gewissheit!) eingehen, unsanft zu landen. Es obliegt also unserer Haltung, unserer Einstellung, unserer Entscheidung, das mögliche Hochgefühl zugunsten eines Kontrollversuchs über eventuell eintretende negative Entwicklungen und dem Beharren auf vermeintlicher Sicherheit zu opfern. Anders gesagt: Wenn wir während einer positiven Situation ohne gegebene Notwendigkeit an mögliche zukünftige negative Entwicklungen denken, verwirken wir ein schönes Jetzt.
Perfekte Welle
Idealerweise gleicht unser Leben einer gleichmäßigen Sinusfunktion aus genau dem richtigen Maß an Abwechslung, Routine, Zerstreuung, Ruhe, Nervenkitzel und Entspannung. Tatsächlich aber variiert die Amplitude unserer Lebenslinie in ihrer Höhe und Ausdehnung unvorhersehbar. Selbst wenn wir eine Entwicklung wie eine Welle auf uns zurollen sehen, können wir ihr tatsächliches Ausmaß und wann sie bricht nicht mit Gewissheit vorhersagen. Mithilfe von Vermutungen versuchen wir, Vorhersagen zu treffen und (Planungs-)Sicherheit zu schaffen. Ich für meinen Teil bin gerne gut, aber am liebsten perfekt vorbereitet und für jede Eventualität gerüstet. Ungewissheit piekst mich, Kontrollverlust schmerzt mich. Vielleicht hilft es, meine Vorstellung von perfekt zugunsten von gut einzutauschen, ideal loszulassen und mich dafür auf optimal einzulassen.
Der Duden versteht unter optimal „(unter den gegebenen Voraussetzungen, im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel) bestmöglich; so günstig wie nur möglich“, kurz gesagt: das Beste im Rahmen des Möglichen.
Das kann manchmal vielleicht auch ganz schön wenig sein.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.