Tücken der Technik

Einmal wollte ich auf meiner 25 Jahre alten Stereoanlage, die mir meine Eltern vor ein paar Jahren überlassen haben, eine CD hören. Eine ganz normale Musik-CD aus dem Jahr 2000. Ich wollte aber nicht jedes Lied hören, sondern nur sechs von zwölf. Als Kind hatte ich herausgefunden, dass die Anlage eine Programmfunktion hat, mit der man einzelne Lieder in gewünschter Reihenfolge abspeichern und abspielen kann.

Also versuchte ich auf meinem Wohnzimmerboden sitzend, die gewünschten Lieder einzuprogrammieren. Ich versuchte es mehrmals hintereinander auf die gleiche Weise: „Programm“-Knopf drücken, Ziffer drücken, die Taste, die ich für ’speichern‘ hielt, drücken, nächste Ziffer drücken und wieder von vorne. So hat es aber nicht funktioniert. Erst als ich in langsam aufkeimender Resignation verweilend innehielt, tat sich etwas: Das Gerät speicherte die Zahl des Titels im Programm. Ganz von selbst, einfach so. Einfach einmal den Programmknopf drücken, dann die Zahl des ersten gewünschten Tracks, kurz warten, dann die Zahl des zweiten gewünschten Tracks, kurz warten und immer so weiter. So können die Lieder auf der CD in einer beliebigen Reihenfolge abgespeichert werden.

Welche Erkenntnis ich aus dieser kleinen Geschichte gezogen habe? Manchmal sind es die Benutzer, die es der Technik schwer machen, es dem Benutzer leicht zu machen. Manchmal gehen Dinge leichter als man denkt – wenn man sich selbst ein bisschen Zeit nimmt und den Dingen die Zeit gibt, die sie brauchen, um so zu funktionieren, wie es für sie vorgesehen ist.
Ich kann den Gedanken, den ich hatte, als mich diese Erkenntnis traf, nicht mehr genau formulieren. Es war etwas in der Art wie Verrückt, wie sich der moderne Mensch von der Technik zur Eile getrieben fühlt. Dabei ist der grundlegende Antrieb jedes Erfinders doch, dem Menschen mithilfe von Technik mehr Zeit zu schenken – und der raubt sie sich selbst und gibt der Technik die Schuld.

Dabei ist Technik genau das: Technik. Ein Werkzeug, das der Mensch benutzen kann, wenn er will. Und wenn er nicht will, kann er einfach auf den Balkon gehen, tief Luft holen, in die Sonne blinzeln und lächelnd die Arme hinterm Kopf verschränken. Einfach so. Das werde ich jetzt tun und verabschiede mich für heute.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s